Onlinesucht

12.11.2015 13:48 (zuletzt bearbeitet: 12.11.2015 13:51)
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TK in Hessen gegen Onlinesucht:

Neue virtuelle Selbsthilfegruppe bei webC@RE
Frankfurt am Main, 11. November 2015. Die Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen und die Hessische Landesstelle für Suchtfragen (HLS) kooperieren in dem bundesweit einmaligen Projekt "webC@RE" gegen Internetsucht. Das Besondere daran: Es ist ein virtuelles Selbsthilfeangebot, das onlinesüchtige Menschen direkt dort erreicht, wo sie sich die meiste Zeit aufhalten – im Netz. Ab sofort ermöglicht webC@RE Menschen, die von Onlinesucht betroffen sind, sich jeden Dienstag um 19 Uhr an einer neuen virtuellen Selbsthilfegruppe zu beteiligen. Auch Menschen, die sich nicht sicher sind, ob ihr Medienkonsum noch ein gesundes Maß hat, erhalten in dieser Gruppe Rat.

Die Betroffenen tauschen sich derzeit via Skype im "Voice-Chat" aus - also ohne Kamera. "Ob wir schreiben, sprechen oder gar mit Kamera sprechen, entscheiden die Teilnehmer. Die Dokumentation umfasst lediglich statistische Größen, die Anonymität ist also gewährt, wenn gewünscht", sagt Patrick Durner, Medienpädagoge bei der HLS. Er ist Projektleiter von webC@RE, unterstützt die Menschen, die sich bei webC@RE melden und moderiert die Selbsthilfegruppe. Neue Gruppenmitglieder stellen sich kurz vor und dann beginnt bereits der Austausch zur jeweiligen individuellen Situation. Die Teilnehmer geben sich untereinander Tipps, erzählen, was sie die Woche über erlebt haben oder diskutieren über allgemeine Fragen zur Mediensucht. Die Gruppe erörtert auch gesellschaftliche Fragen zum Thema Medien.

Ansprechpartner für den Erstkontakt ist ebenfalls Patrick Durner, der per E-Mail unter pd@hls-online.org erreichbar ist. Ein Besuch auf der Website hls-webcare.org zeigt die Facetten der Projektarbeit. Des Weiteren ermöglicht ein Schnelltest eine erste Einschätzung, inwieweit der Anwender gefährdet ist oder bereits Suchtsymptome zeigt. Ziel des Projektes ist es, exzessive Mediennutzer und mediensüchtige Menschen zunächst in eine virtuelle Selbsthilfegruppe zu integrieren und gegebenenfalls bei weiterführenden Absichten, wie z.B. der Gründung einer realen Selbsthilfegruppe, zu unterstützen. WebC@RE ist auch auf Facebook www.facebook.com/webcarehls und Twitter twitter.com/webCARE_HLS anzutreffen.

Derzeit existieren deutschlandweit weniger als zehn Selbsthilfeangebote für onlinesüchtige Menschen. Um diese zu nutzen, müssen sich die Betroffenen "ganz real" auf den Weg zum Therapieort begeben. Das passt vielfach nicht zu deren Bedürfnissen, denn die meisten Betroffenen schaffen es nicht, einen festen Termin regelmäßig und zuverlässig wahrzunehmen, da oft soziale Ängste ein Teil ihrer Problematik sind. Aber auch ganz praktische Dinge, wie rechtzeitig den Bus zu erreichen oder frühzeitig mit dem Auto loszufahren, gelingen vielen nicht, weil sie sich kaum vom PC lösen können. "Diese Menschen brauchen für den ersten Kontakt ein Angebot, das höchstens einen Klick entfernt ist. Durch Webcare gehen wir, gemeinsam mit der HLS, direkt in das Wohnzimmer der Hilfsbedürftigen, die dann in Ruhe wählen können, ob sie das Angebot annehmen möchten oder nicht“, sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der Landesvertretung der TK in Hessen.

Hintergrund:
In Deutschland gelten offiziell bislang etwa 560.000 Menschen als internetabhängig. Experten vermuten eine deutlich höhere Dunkelziffer. Ursachen für Mediensucht sind oft soziale Probleme und die Suche nach einer Welt, in der die Betroffenen erfolgreich und anerkannt sind und in der sie frustrierende Alltagserlebnisse kompensieren. Begleitet wird die Mediensucht häufig von anderen stofflichen Süchten oder psychischen Störungen. Wenn der Leidensdruck ein gewisses Maß überschreitet, spüren Betroffene durchaus, dass sie Hilfe benötigen, sie können jedoch dem Teufelskreis der Sucht nicht entrinnen. Das moderne Medium bindet sie zu stark und die Außenwelt erscheint ihnen zu fern. Bei der 5. Berliner Mediensucht-Konferenz am kommenden Freitag, den 13. November, ist webC@RE vertreten. In dem Vortrag „Virtuelle Selbsthilfe bei Mediensucht – ein Widerspruch oder besonders sinnvoll?“, stellt Patrick Durner Erfahrungswerte aus dem Projekt webC@RE vor.


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