Erwachsene Kinder von Suchtkranken

23.02.2015 22:11
avatar  Friedel
#1
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Zu diesem Thema möchte ich ganz viel schreiben, aber heute Abend bin ich zu müde. Ich bin so ein erwachsenes Kind und suche schon so lange nach einer solchen Selbsthilfegruppe. Vielleicht findet sich ja hier im Forum so eine Gruppe zusammen!

Bis dann.....


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26.02.2015 17:27
avatar  Robert
#2
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Hallo Friedel, ich bin auch so ein Kind aber noch nicht ganz erwachsen. Ich kann bestimmt aber mitreden und meine Erfahrungen teilen.

Also lass uns loslegen...


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26.02.2015 19:27
avatar  Friedel
#3
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okay, lieber Robert, dann fang mal an. Im Moment habe ich keine Lust dazu, aber in den nächsten Tagen.... Ich wünsche Dir einen schönen Abend und ich freue mich auf das nächste Wochenende.
LG Friedel


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26.02.2015 22:28
avatar  Robert
#4
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Auch ich bin in einem Elternhaus aufgewachsen, wo Alkohol immer mit dazu gehörte. So mit 8-12 Jahren, ich kann mich noch genau daran erinnern, war sehr besorgt um den Alkoholkonsum meiner Mutter. Ich hatte mich damals schon sehr mit dem Thema Alkohol und Drogen beschäftigt. Mein Kinder (Jugend) Zimmer hatte ich mit Plakaten wie "Versuchs mal ohne Alkohol" verziert. Ich war wirklich vor meiner Alkoholkariere so ein richtiger Drogengegner. Gegen den Alkoholkonsum im Elternhaus, besonders bei meiner Mutter habe ich aber nie etwas ausrichten können. Man ist als Kind da sehr hilflos. Aus dem heute betrachtet (so als erwachsenes Kind von Suchtkranken und mit ein paar Jahren Abstand vom Alkoholkonsum) weiß ich, das alles ist ein langer und beschwerlicher Weg. Für die, die sich noch nicht so ganz sicher sind: Der Weg lohnt sich, und wie man hier im Portal sieht, man geht Ihn nicht alleine. Ich habe also schon die Erfahrung damit wie schwer es Kinder von Suchtkranken haben. Vielleicht ist das auch der Grund, daß dieses Thema (mit Kindern und Jugendlichen) mir besonders am Herzen liegt. Ich freue mich schon jetzt auf die vielen Berichte die Ihr uns hier zur Verfügung stellt. Vielen vielen Dank.

So liebe Friedel jetzt bist Du dran.

Lg Robert


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01.03.2015 13:40 (zuletzt bearbeitet: 14.09.2015 16:41)
avatar  Friedel
#5
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ja, ich bin auch so ein Kind. Meinen Vater hatte ich erst kennen gelernt, als er als Spätheimkehrer aus russischer Gefangenschaft nachhause kam. Wir waren aus Darmstadt ausgebombt und flohen in den Odenwald. Wir hatten nichts mehr, alles war verbrannt, die ganze Soderstraße in Darmstadt, in der wir wohnten, wurde zusammengebombt und natürlich auch verbrannt. Aber das möchte ich jetzt nicht zum Thema machen, nur, dass wir, meine Mutter und meine beiden Geschwister, in den Odenwald geflüchtet sind, denn mein Vater war ja noch an der Front, freiwillig!
Als er dann doch aus Russland nachhause kam (er war als gefallen gemeldet worden), war dies ein fremder Mann für mich und meine Geschwister. Ich merkte bald, dass mit ihm etwas nicht stimmte, mal war er gut gelaunt und dann wieder streitsüchtig und es gab häufig Streit und er schlug auch oft meine Mutter. Häufig ging ich dazwischen und zog natürlich immer den Kürzeren. Auch schickte mich meine Mutter sehr oft in die Kneipen, um meinen Vater nachhause zu holen. Das war eine schreckliche Zeit, die alten Männer und überhaupt, diese verräucherten Kneipen und die grölenden Besoffenen. Meine Mutter nahm ihn trotzdem immer in Schutz und spielte alles herunter, wenn ich ihr helfen wollte, wenn er sie wieder schlug. Damals hatte ich meine Mutter gehasst, dass sie es nicht fertig brachte, sich von diesem Kerl zu trennen und uns vor ihm zu schützen. Ich flüchtete damals in meine eigene Welt, denn meine Schwester, die zwei Jahre älter war, machte immer alles, was ihr aufgetragen wurde und ich war immer der Rebell. Mein Bruder ist schon früh zu seiner Freundin gezogen und hat uns alleine gelassen (im Stich gelassen, so hatte ich es damals empfunden). Es war die Hölle und damals schwor ich mir, dass ich nie einen Mann heiraten werde, der trinkt. Und was wurde draus? Ich habe selbst gesoffen und wie...... . Ich könnte so viel zu diesem Thema schreiben, aber ich halte das alles in einem Buch fest, an dem ich schon seit Jahren immer mal wieder schreibe. Vor über 20 Jahren habe ich deshalb u.a. auch die Gruppe für die Angehörigen initiiert und regelmäßig begleitet, da ich wissen wollte, warum Angehörige so lange bei einem Säufer aushalten. Viel schlauer bin ich auch heute noch nicht, aber ich verstehe die Angehörigen heute besser und bin ihnen gegenüber weicher geworden. Es steht mir auch nicht zu diese zu bewerten, denn ich war und bin auch eine Angehörige und eine Betroffene. Die Betroffenen haben es leichter sich zu ändern, sie müssen "nur" aufhören mit dem Saufen und die Flasche stehen lassen, aber die Angehörigen? Was lassen die stehen um gesund zu werden?
Denn mir ist klar geworden, dass es für die Angehörigen ein langer und harter Weg ist, den eigenen Weg zu finden und nicht zu versuchen, den Parterner etc. von der Flasche weg zu bekommen. Egal wie sie sich verhalten, der Betroffene muss selbst erkennen, dass er ein Problem hat. Jeder braucht seinen eigenen Tiefpunkt, um sein Verhalten zu ändern.

Und deshalb möchte ich eine Gruppe für erwachsene Kinder von Suchtkranken besuchen können, denn dies ist noch einmal ein ganz anderer Weg aus diesem Teufelskreis Sucht- und Co-Abhängigkeit. Vielleicht klappt es ja einmal in diesem Forum, dass ich Menschen finde, die ähnlich empfinden wie ich und auch ähnliches erlebt haben.
Angehörigengruppe arbeiten anders als die Gruppen für erwachsene Kinder von Suchtkranken, das fühle ich und weiß es auch.

Für beide, Angehörige und Betroffene, gibt es Gott sei Dank Wege, sich Hilfe zu holen.

Vielleicht könnten wir ja hier eine Gruppe für erwachsene Kinder von Suchtkranken initiieren? Wäre doch toll oder? Übrigens, einen Gruppenfreund hätten wir ja schon, den Robert!!!

Friedel


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