das wird ein toller Urlaub?

02.06.2015 16:43
#1
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Sonntag fliegen wir = mit Ehefrau, Tochter, Schwiiegersohn und 2 Enkelkinder (1,5 und 3,5 Jahre) mit dem Flugzeug für 2 wochen in den Urlaub. Tochter und Schwiegersohn wollen an mehreren Tagen dort ihrem Hobby Radsport frönen. Klar, wer sich dann um die "lieben Kleinen" kümmert....
Und abends zum und nach dem mediterranenen Abendessen kommt evtl. mehr als einmal der obligatorische Krug Rotwein auf den Tisch, am Wochenende darf es gern auch mal Chapagner-Sangria sein. Und ich darf wie seit 9 Jahren wieder nur zuschauen. Ich werde mich jetzt aber rechzeitig zurückziehen, wenn alkoholbedingt die Lautstärke und Qualität der Unterhaltung mir zur sehr auf den Keks geht.
Seit 9 Jahren meide ich alkohollastige Veranstaltungen: ob Totenkaffee nach einer Beerdigung, Geburtstage in der Nachbarschaft, zu Zeiten meiner Berufstätigkeit gemiensamer Besuch von Weihnachtsmärkten, Adventsfeiern, sommerliche Abteilungs-Fahrradtouren usw. usw. usw.
Meinen Lebensabend, jetzt seit einem halben jahr als Rentner, hatte ich mir früher doch etwas anders vorgestellt.....
Am Freitag habe ich nach 6 Wochen mal wieder Psychotherapie (Therapeut war in Jahresurlaub). Große Hoffnung auf gute Laune im Urlaub wird er mir aber auch nicht machen können, denn Alkoholsucht ist eben eine unheilbare Krankheit.
Nachts quälen mich immer wieder die Gedanken, nach dem Motto "lieber kurz und intensiv" das tugendhafte Leben durch Rückkehr in einen feuchten Alltag abzukürzen.....


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03.06.2015 02:52
avatar  Karin
#2
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Hallo Peter, ich weiß ja nicht wie die Absprache in der Familie zwecks Kinderbetreuung ist Ich würde meinen Kindern auch ein paar Stunden Freizeit ermöglichen. Aber denke unbedingt jetzt auch an dich. Irgenswie klingst du verbittert. Schon diese Aussage, dass der Therapeut dir keine Hoffnung auf gute Laune machen kann. Nee...kann er auch nicht. Bist du überhaupt bereit für gute Laune?
Es hört sich bei dir so an als wäre die Alkoholsucht eine unheilbare Krankheit, wo man dahinsiecht um dann langsam zu sterben.
Ich lebe sehr gut ohne Alkohol. Inzwischen kann ich längst auch ohne lustig sein. Ich finde , ich kann das Leben viel besser und bewusster erleben.
Auch ich ziehe mich auf Feten zurück, wenn zu vorgerückter Stunde der Alkoholspiegel bei den anderen steigt. Das ist purer Selbstschutz und vollkommen okay. Ich lass aber auch nicht mehr alle Feiern sausen. Weiss ich doch, dass ich jeder Zeit gehen kann. Für mein Wohlbefinden bin ich selber verantwortlich und ich will mich doch nicht verkriechen.

Und jetzt freu dich auf den Urlaub.Vielleicht kannst du schon überlegen was du mit den Enkeln unternimmst und wie dann später deine Freizeit aussieht. In Internet kann man vorab schon mal schauen, was der Urlaubsort so bietet.

Über den letzten Satz würde ich mich gerne nochmal intensiver mit dir austauschen. Kannst du mir das noch mal mit anderen Worte schreiben? Willst du damit sagen, das du intensiver lebst, wenn du wieder anfangen würdest zu trinken?

LG Karin


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03.06.2015 09:53
avatar  ( Gast )
#3
Gast
( Gast )

Hallo Peter,

sei froh , daß du mit deiner Familie gesund in Urlaub fliegen kannst. Ich beneide dich sehr .
Denk doch mal ganz intensiv an deinen letzten Urlaub mit Alkohol, war der wirklich schön?
An meinen letzten alkoholisierten Urlaub denke ich mit Grausen zurück. Mich wundert heute noch, dass ich da heil zurück gekommen bin.
Warum hast du eigentlich aufgehört zu trinken?
Anderes Thema. Du hast geschrieben, deine Depressionen hättest du im Griff, das hört sich aber gar nicht so an. Ich habe so viele Jahre an Depris gelitten und auch manchmal gedacht ich hätte es im Griff. Erst heute weiß ich, das habe ich mir nur eingeredet. Ich würde dir gern helfen, aber helfen kannst du dir nur selbst. Klingt blöd, aber es ist so. Versuch einfach mal, ander an die Dinge heranzugehen, über deinen Schatten zu springen. Kann sein, dass du dabei jemandem auf die Füße trittst, du brauchst nicht immer Rücksicht zu nehmen.
Ich wünsch dir einen wunderschönen Urlaub, sehe auf das Schöne, geniesse es.

Viele Grüße Texi


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03.06.2015 10:13
avatar  Theodor
#4
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Hallo Peter, ich kannte mal jemanden (als ich noch ganz am Anfang meiner Therapien Erfahrungen war ) einen Pfleger in der Landesklinik Andernach, er war schon zehn Jahre Trocken. An seinen verbitterten Gesichtszügen aber, an seiner ständigen Gereiztheit und daran, wie er peinlichst vermied, sich jemals an diese Zeit zu erinnern, merkte ich wie schwer es ihm in Wirklich fiel, nüchtern zu sein. Er ist nicht geheilt, sondern eben nur nüchtern. Damals sagte ich mir immer: So will ich nicht werden. Lieber weitertrinken! Keine Ahnung warum er mir als erstes einfiel als ich deinen Beitrag gelesen habe. Natürlich meine ich nur das mit dem Alkohol!!!
Weist du, ich war die ganze letzte Woche in Hamburg. Morgens trieb ich mich die meiste Zeit auf St. Pauli herum, also St. Pauli von hinten wie ich es für mich immer nenne. Das erste mal war ich ohne meinen Hund, den ich an meinem letzten Geburtstag einschläfern musste, unterwegs. Bevor ich losfuhr hab ich viel darüber nachgedacht wie ich wohl reagier, ohne ihn an meiner seite, alle diese Plätze, Parks, kann ich ohne ihn in den Plommen&Voss gehen oder vermeide ich es um keine Traurigkeit / Trauer hochkommen zu lassen! Alles Quatsch, sagte ich mir dann selbst, Nico (der jetzt unter Odins Tafel liegt und jede Menge Knochen abbekommt, )(meine Lieblingsvorstellung von ihm) hat mich doch geliebt und würde sich für mich freuen. Kann ich doch dieses mal an Orte, Musen Veranstaltungen gehen in die ich mit ihm nie reindürfte! (All die Jahre bin ich rumgelaufen und wo mein Hund nicht reindurfte wäre ich auch nie reingegangen)
Ich bin dann auch an vielen Orten gewesen die ich sonst mit Nico durchstreift habe, und es tat mir gut mich zu erinnern. Ich dachte an die vielen lustigen Sachen die er immer machte, ich war frohe das ich das alles erleben durfte. Ich setzte mich auch einmal auf eine Bank und weinte, und auch das tat mir gut.
Ich beobachtete mich sehr genau dabei, vor allem als ich merkte wie die vielen kleinen Schalunken mich magisch anzogen. Sie , all die kleinen Kneipen (ich habe eigentlich immer alleine getrunken, aber wenn ich mal wegging dann immer nur in die kleinen Schabokneipen, am besten morgens an der Teke. Ich weiß nicht woran das lag, und es war auch egal in welcher Stadt es war, ich fand immer direkt (oder sie mich) eine solche Kneipe, die es hier in St. Pauli nu mal in maßen gibt. Sie schrien also alle nach mir, die offenen Türen, die Musik „der alte Kaptein“ an der Teke: komm ren Jung! Ich merkte aber auch, ich brauche es nicht! ich dachte darüber nach und das waren mansch schöne gedanken, „Ich muss es ja gar nicht weckdenken!“ sagte ich mir. Noch vor zwei Jahren hätte ich gedacht, denk mal lieber darüber nach wie du dort zusammengesunken vor der Teke sitzt, wie du dich auf der Toilette bepinkelst weil du nicht mehr stehen kannst! Wie grausam, und wie schön das ich heute zu mir sagen kann:
„ Ja, das war meins! aber das ist vorbei, und ich bin es der die Entscheidung trifft dort nicht reinzugehen, nicht mehr der Alkohol.“ …und noch etwas merkte ich, ich gönnte es den Leuten die ich durch die Offene Tür sah, ich musste sie nicht mehr verfluchen weil sie das taten was ich nicht mehr durfte. Das alles sind Sachen die ich erst denken kann seit der Alkohol und ich abstand gefunden haben, und ich merke wie es mit der zeit immer besser und leichter wird.
Mir tat dieser Urlaub gut, es tat mir gut mich zu beobachten, Gefühle zuzulassen und nicht in Panik zu verfallen wenn nasse Gedanken hochkamen. Zu sehen wie ich alleine die Entscheidungen treffe ist wieder ein kleiner Sieg gegen meine Sucht!
Sei mutig Peter, beobachte Dich ohne Groll! Die Vergangenheit muss der Zukunft mal ne Zeitlang weichen. …Alles hat seine Zeit. Weißt du wie viele ich kenne die alles darum geben würden Zeit mit ihren Enkelkindern zu verbringen. Sie und ihre Sucht haben sogar jeglichen Kontakt mit ihren Kindern zerstört.
Ich wünsche Dir wirklich dass du änliches wie ich erlebst …

Theodor


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