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37° - Mein stiller Freund - Wenn Frauen trinken
Bei Alkoholsucht galten lange vor allem Männer als gefährdet. Doch mittlerweile haben die Frauen gleichgezogen. Wobei Männer auch in der Öffentlichkeit trinken, Frauen eher heimlich zu Hause.
.In Deutschland konsumieren 9,5 Millionen Menschen Alkohol in schädlicher Menge, 1,3 Millionen gelten als abhängig. Selten schaffen sie es aus eigener Kraft, dieser Sucht zu entkommen. Zumal sich nur zehn Prozent in eine Behandlung begeben.
"Medikament" gegen Angst und Einsamkeit
Zwei davon sind Claudia und Jacqueline. Claudia, 51, aus der Nähe von Düsseldorf ist wieder einmal rückfällig geworden. Sie trinkt schon lange. Beruflich ist sie erfolgreich. Nach einer Ausbildung in der Parfümeriebranche steigt sie in der Kosmetikindustrie bis zur Vertriebsdirektorin auf. Flüge durch Europa, Kundenevents, Leben in Hotels, höchstens zwei Tage in der Woche zu Hause. Sie verbringt die Abende allein auf dem Hotelzimmer, wo in den Minibars mindestens zwei Sorten jedes Stimmungsbeschleunigers auf sie warten.
Ihre wichtigsten menschlichen Bezugspunkte sind die Mutter und die Schwester. Und so setzt sie "die Droge Alkohol als Medikament" ein gegen Ängste und Einsamkeit. Wie zuletzt, nachdem innerhalb eines Jahres ihre Schwester und die Mutter gestorben waren. Sie hat schon mehrmals versucht, vom Trinken loszukommen. Jetzt will sie noch einmal in eine private Suchtklinik gehen. Sie muss es endlich schaffen!
Allein mit "Freund" Alkohol
Jacqueline, 49, Erzieherin, lebt ein ganz anderes Leben. 29 Jahre verheiratet, zwei Kinder und mittlerweile auch einen Enkel, einen Arbeitsplatz in der Nähe des Wohnortes auf der Ostseeinsel Usedom. Es sieht aus wie ein gutes Leben. Trotzdem hat sie das alles mit ihrer 15-jährigen Alkoholkarriere aufs Spiel gesetzt.
Die Kinder aus dem Haus, der Ehemann wegen seines Jobs immer 14 Tage am Stück im Ausland, ist sie plötzlich mit sich und dem "Freund" Alkohol allein und will nicht wahrhaben, dass sie bald keine Kontrolle mehr über das Trinken hat. Bis zu sechs Flaschen Wein am Tag im Körper, nimmt sie die Mahnungen ihrer verzweifelten Familie nicht wahr. Kinder und Ehemann rutschen in eine Co-Abhängigkeit und werden Teil des Sucht-Systems, gegen das sie sich zunehmend machtlos fühlen. Jacqueline versteckt die Flaschen hinter dem Schrank, im Schuppen, im Auto und entsorgt sie auf dem Weg zur Arbeit, damit sie im Dorf nicht erwischt wird. Ihre Arbeit erledigt sie nach wie vor zur vollsten Zufriedenheit.
Es nicht einfach, Hilfe anzunehmen
Warum Jacqueline so viel getrunken hat, kann sie heute nicht sicher beantworten. Vielleicht war es das abendliche Alleinsein, möglicherweise auch der Stress bei der Arbeit. Erst als sie im Job auf ihre Sucht angesprochen wird, entschließt sie sich, Hilfe anzunehmen. Sie hat das Glück, dass die Kollegen ihr bei der Suche nach einer Therapieeinrichtung helfen und sie während ihres monatelangen Aufenthalts in der Klinik besuchen. Den Entzug steht sie mit eisernem Willen durch - trotz Zitterns, Schlafstörungen, schlechter Stimmung, Kopfschmerzen. Im Alltag macht sie seither einen Bogen um jedes Glas Alkohol, meidet öffentliche Feste. Seit gut drei Jahren ist sie trocken.
Habe auf der Arbeit eine sehr gute Kollegin, die ich in ihrem Urlaub vertrete oder wenn sie krank ist. Leider habe ich oft bemerkt, dass sie noch nach Alkohol riecht. Da ich der einzige bin der sie auf der Arbeit vertreten kann habe ich mich noch nicht getraut sie darauf anzusprechen und auch weil wir uns im normalen Arbeitsalltag kaum sehen. Sie hatte in letzter Zeit viele Probleme gehabt, worüber wir auch gesprochen hatten. Ich will nicht so Aufdringlich sein. Was nun?
Hallo Reiner
Also ich bin ein Verfechter der klaren Worte, ich würde sie in einer stillen Minute einfach mal ansprechen.
Dir sollte aber klar sein, dass die Alkoholkranke/oder Gefährdete in jedem, der ihr helfen will einen Gegner sieht, der ihr ihren Alkohol wegnehmen will. Rechnen also in jedem Fall mit zum Teil aggressiver Gegenwehr! Erst wenn die Betroffene selbst erkannt hat, dass sie ein Alkoholproblem hat, ist sie bereit sich helfen zu lassen und etwas zu unternehmen. Diese Einsicht wird aber nur erreicht, wenn die Betroffene an den Folgen ihrer Trinkerei mehr leidet, als der Alkoholkonsum ihr andererseits noch Lustgewinn oder Trost verschafft. Erst unter diesem Leidensdruck wird sie bereit sein, sich helfen zu lassen.
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