Die erste DRK-Suchtgruppe in Erbach wird 25 Jahre

02.04.2015 13:16 (zuletzt bearbeitet: 04.04.2015 19:09)
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Es geht auch ohne Alkohol -
25 Jahre DRK-Suchtselbsthilfegruppe in Erbach


Die Gruppe trifft sich jeden Montag von 20 – 21:30 Uhr im DRK-Selbsthilfe- und Informationszentrum, Am Treppenweg 8 in 64711 Erbach
Kontakt: 06062 607 60 oder 06062 7303
Die Selbsthilfegruppe für Menschen mit Suchtproblemen hat sich im Odenwaldkreis seit 25 Jahren mit Unterstützung des DRK-Kreisverbandes Odenwaldkreis e.V. etabliert und ist fester Bestandteil des Angebotes der Selbsthilfegruppen im Odenwälder Raum geworden. Die DRK-Gruppe sieht sich nicht als Konkurrenz zu den bereits bestehenden Einrichtungen, sondern als ein zusätzliches Angebot.
1990 fing es an: ein kleiner Kreis alkoholabhängiger Menschen fand sich im Gruppenraum der damaligen Jugend-und Drogenberatung unter der Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes (heute DRK-Suchtberatung) zusammen, um sich in regelmäßigen Treffen über ihre Probleme auszutauschen und Kraft in der Gruppe zu tanken.
Seitdem haben nun schon hunderte Menschen an unserer Selbsthilfegruppe teilgenommen. Einige für wenige Abende, andere sind seit Jahren dabei und haben hier Freunde gefunden und mitgeholfen, neue Gruppen zu initiieren. Für viele war jeweils ihre Gruppe in schwierigen Zeiten ein wichtiger Halt und eine feste Größe, die sie durch stürmische Zeiten begleitet hat.
Um an einer DRK-Selbsthilfegruppe teilzunehmen, setzt es keine Mitgliedschaft im DRK voraus. Im Laufe der Zeit wird vielleicht Verbandsverbundenheit entstehen, die zu einer Mitgliedschaft führen kann.
Es sind mittlerweile insgesamt 15 Selbsthilfegruppen und ein Sorgentelefon zu verschiedenen Themen entstanden. Allen gemeinsam ist, dass sich hier Menschen zusammen finden, die ähnliche lebensgeschichtliche Herausforderungen und Schwierigkeiten bewältigen und mit Hilfe von Gruppengesprächen lernen wollen, das erste Glas, die erste Pille, die Kinder loslassen zu können, Trauerarbeit zu bewältigen oder zu lernen mit der Krankheit Krebs oder mit Angst und Depression zu leben. Auch Menschen mit Kaufsucht und Angehörige von Messies finden bei uns ein Gruppenangebot. Neu hinzugekommen ist eine Gruppe für Frauen mit Suchtproblemen. Auch für die Angehörigen von Menschen mit Suchtproblemen und einem Elternkreis von drogenabhängigen Jugendlichen und Erwachsenen wird eine Selbsthilfegruppe angeboten und bereits seit über 20 Jahren gut genutzt.
Einmal wöchentlich, alle 14 Tage oder einmal monatlich treffen sich die Gruppen zu einem solchen Thema, alle mit dem Hintergrund der persönlichen Betroffenheit.
Die Menschen in den Gruppen bemühen sich, sich gegenseitig so anzunehmen wie sie sind, mit Stärken und Schwächen und um dem jeweils gemeinsamen Ziel näher zu kommen. Sie bringen ihre Kompetenzen ein und können somit gegenseitig davon profitieren.
Selbstverständlich sind Teilnahme und Redebeiträge freiwillig, alle Gruppenmitglieder sind gleichberechtigt und alles Gesprochene bleibt im Raum.
Jede /r Neue ist in unseren Gruppen willkommen!t

Das war jetzt der offizielle Teil für die Odenwälder Medien.
Es war die erste DRK-Gruppe, die ich vor 25 Jahren mit einem Vortrag und einem Presseartikel im Odenwälder Echo initiiert habe. Und es kamen an dem ersten Abend fast 20 Menschen, manche kannte ich und mit manchen hatte ich früher auch gesoffen. Das war vielleicht ein tolles Gefühl, aber auch eine große Angst in mir, dass ich wieder (irgendwann) anfangen würde mit der Sauferei. Ich hatte immer Angst, dass wieder "etwas" aus meiner Vergangenheit auftaucht, das mich wieder ans Glas bringt.
An einem Gruppenabend wurde mir durch die Beiträge der Anderen auf einmal klar, dass mich nicht "irgend etwas" ans Glas bringt, sondern, dass ich es bin, die dieses Glas trinkt. Und von diesem Augenblick an wurde mir bewusst, dass ich die Verantwortung dafür trage, dass ich die Finger davon lassen muss, denn niemand hat mir den Alkohol eingeflößt, nein ich hatte ihn getrunken. Nun hatte mich die Angst nicht mehr so in ihren Klauen, ich wurde entspannter. Das sollte aber für mich nicht bedeuten, dass ich nachlässiger wurde und ich werde auch weiterhin in meine Gruppe gehen, um wach zu bleiben für mich und zu wissen, dass ich ein ein süchtiger Mensch bin und das auch bleibe. Meine Gruppe ist meine Lebensversicherung!


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03.04.2015 12:51
#2
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Herzlichen Glückwunsch sagt Heinrich aus der SHG in Soest. Es ist schon eine Leistung 25 Jahre durchzuhalten. Viele Gespräche Tränen und Rückfälle sind in der Zeit sicherlich gelaufen. Einsichten in die Sucht, lernen aus der Sucht und was für mich ganz wichtig ist, zufrieden leben mit der Sucht, ist das was daraus entstand. Je mehr ich über diese Krankheit nachgedacht habe und mit jeder Gruppenstunde hat sie ihren Schrecken verloren. Nie wieder trinken ist für mich heute kein Horror mehr. Der Suchtdruck läßt mit der Zeit nach, aber manchmal erscheint er abgeschwächt noch nach Jahre, aber nichts wo vor ich heute noch Angst habe. Die Sucht hat mein Leben zum positiven bewußterem Leben hin verändert. Das hat die SHG bei mir bewirkt und das ist ein Grund zum Feiern auch ohne Alkohol.


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03.04.2015 17:42
avatar  Friedel
#3
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Danke Heinrich. Du hast ja so recht. Wie oft habe ich an mir gezweifelt, aber ich konnte immer wieder durchhalten und heute kann ich aus tiefstem Herzen danke sagen. Weißt Du Heinrich, all das was ich in der Selbsthilfe mache und tue, tue ich aus einer inneren Überzeugung und tiefer Dankbarkeit, dass ich es geschafft habe, nichts mehr zu trinken. Dass meine Kinder gesund sind ist für mich heute noch ein wahres Wunder und ich habe, so empfinde ich es heute ganz stark, eine Gnade erfahren, so zu leben wie ich lebe. Menschen aufblühen zu sehen, an die Hand zu nehmen und sie ein Stück aus der Sucht begleiten zu können. Natürlich erlebe ich auch, dass es welche nicht schaffen und sterben müssen, aber ich werde deshalb nicht hoffnungslos, sondern ich weiß, dass das alles zu dieser Krankheit Sucht gehört. Außerdem bin ich froh, dass ich Euch kennen lernen durfte, Heinrich ich mag Euch, Dich und Elisabeth. Danke für alles was Du tust.
Mir war heute so, dass ich Dir spontan schreiben musste.
Euch wünsche ich ein wunderschönes Osterfest und bleibt so wie Ihr seid.

Friedel


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03.04.2015 20:37
avatar  Robert
#4
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Ich finde es einfach wunderbar, daß es so viele Menschen gibt, die durch/mit einer Selbsthilfegruppe ein zufriedenes Leben gefunden haben. 25 Jahre, ein viertel Jahrhundert über 9000 Tage ist eine satte Leistung. Viel erlebt, geteilt und erreicht. Herzlichen Glückwunsch von der Saar. Ich habe ja auch schon ein paar Jahre Selbsthilfegruppenerfahrung, aber so als gebürtiger Rotkreuzler bin ich ja noch in den Kinderschuhen. Ich wünsche mir noch mindestens 25 Jahre, um mit Dir und all den anderen Rotkreuzlern etwas zu bewegen, vielen Menschen zu helfen, egal welche Sorgen oder Probleme Sie haben. Genau das ist Rotes Kreuz - dem Menschen zuliebe.
Viele Liebe Ostergrüße Robert

PS.: 25 Jahre muss man feiern - Wann - Wer - Wo - Was kann ich helfen ...?


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08.04.2015 17:17
avatar  Theodor
#5
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Die erste DRK-Suchtgruppe in Erbach wird 25 Jahre
...heute im Darmstädter Echo

Theodor


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