Der Alkohol, meine Eltern und ich

11.03.2019 05:57
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#1
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Kindheit zwischen Suff und Sorgen, Fast jedes sechste Kind in Deutschland wächst mit mindestens einem alkoholkranken Elternteil auf. Doch während Alkoholismus bei Erwachsenen als Problem erkannt und angegangen wird, sind Hilfsangebote für die betroffenen Kinder aus diesen Familien rar. Dabei sind besonders sie es, die unter der belastenden Familiensituation leiden, sich überfordert und alleingelassen fühlen. Und Studien belegen: Kinder, die in solchen Verhältnissen aufwachsen, sind am stärksten gefährdet, selbst süchtig zu werden. Was kann und sollte also getan werden? "Exakt – Die Story" fragt nach – bei Eltern, Kindern und Experten.

Bundesweit leben mehr als 2,6 Millionen Kinder und Jugendliche in Familien, in denen die Sucht der Eltern den Alltag bestimmt. In jeder dritten Trinkerfamilie kommt noch physische Gewalt, Vernachlässigung und Missbrauch hinzu. Für die Kleinen eine emotionale Katastrophe, werden sie doch zumeist in eine Rolle gedrängt, die nicht ihrem Alter entspricht. Viel zu früh müssen sie Verantwortung übernehmen, sich um den Haushalt kümmern, jüngere Geschwister versorgen. Eltern, die eigentlich Vorbild und Autorität sein müssten und ein Gefühl der Stabilität und Geborgenheit geben sollten, werden zu unberechenbaren Personen. Dabei lieben die Kleinen ihre Eltern und geben sich selbst oft die Schuld an deren Versagen. Die eigentlich Schutzbedürftigen wachsen somit in einer Atmosphäre ständiger Angst und völliger Verunsicherung auf.

Das Fatale: An den Folgen einer solchen Kindheit tragen die Betroffenen meist ihr Leben lang. Sie werden selbst zur größten Risikogruppe für spätere Suchterkrankungen. Etwa ein Drittel wird im Erwachsenenalter abhängig, ein weiteres Drittel entwickelt schwere psychische oder soziale Störungen. Manche fallen durch ein aggressives Verhalten auf, andere leiden still, haben, durch die ständig erlebten Emotionswechsel ihrer Bezugspersonen, kein stabiles Selbstwertgefühl entwickeln können. In Zahlen ausgedrückt: 1,8 Millionen Kinder und Jugendliche werden selbst krank. Ein riesiger Schaden für die Volkswirtschaft, denn die mit Alkohol in Zusammenhang stehenden Krankheiten verursachen europaweit die höchsten Gesundheitskosten!
Ein Fehler im System

Doch auffallend ist, dass man sich gerade um diese Risikogruppe wenig oder erst zu spät kümmert. Während es für die Alkoholiker selbst ein dichtes Netz von Beratungsstellen und Therapien gibt, bekommt nur jedes 100. Kind suchtkranker Eltern ebenfalls Hilfe und Unterstützung. Nur etwa 80 Betreuungsangebote gibt es deutschlandweit, und diesen wird nicht selten auch noch der Geldhahn abgedreht. So gibt es in Sachsen nur sehr wenige spezialisierte Anlaufstellen, obwohl hier ca. 96.000 betroffene Kinder zu betreuen sind. Ein unhaltbarer Zustand, beklagen Kritiker.


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09.02.2020 05:42 (zuletzt bearbeitet: 09.02.2020 05:44)
#2
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Zitat von Friedel im Beitrag #1

Dabei lieben die Kleinen ihre Eltern und geben sich selbst oft die Schuld an deren Versagen. Die eigentlich Schutzbedürftigen wachsen somit in einer Atmosphäre ständiger Angst und völliger Verunsicherung auf.

Das Fatale: An den Folgen einer solchen Kindheit tragen die Betroffenen meist ihr Leben lang. Sie werden selbst zur größten Risikogruppe für spätere Suchterkrankungen. Etwa ein Drittel wird im Erwachsenenalter abhängig, ein weiteres Drittel entwickelt schwere psychische oder soziale Störungen. ....


Der Faden ist zwar alt, aber das Problem leider auch.

Der Film macht mir traurige Flashbacks. Zum Heulen.



Ich kann das für mich und mein Geschwister leider in allen Punkten bestätigen .
Völlig verbogene Erwachsene.

Aber wie kann man einem KInd denn helfen , wenn es so aufwächst ?

Ich hatte meine Fluchtorte und liebe Menschen,
leider standen die abends nicht zur Verfügung ,
wenn es heiss herging mit-zwischen meinen Eltern .

Wie viele Flaschen ich zerdeppert und ausgeleert habe, weil ich hoffte, dadurch erreiche ich Besserung...

Unter der Woche so.

Aber Sonntags und beim Familientreffen alle in Sonntagskleidern und schön, schön, immer lächeln - " die heile Familie " !

Dabei nie zu wissen, ob und welche Katastrophe wann und wo lauert...jetzt oder erst morgen , oder garnicht ?
Oh ja, wir Kinder "konnten damit umgehen", es bleibt ja nichts anderes übrig.


Und dann die netten drögen Leute mit tauben Ohren,
die immer wieder Alkohol als Gastgeschenk ins Haus bringen ,
obwohl man ihnen dauernd wieder sagt und sie anbettelt ,
sie sollen das lassen, lieber mit leeren Händen kommen...
Und dann sagen die Einem :
"Das tut man aber so, zum Besuch bringt man was mit ,
man kann die Flasche ja zu lassen !"

Aber mit Hätte, Hätte, Hätte - Wenn - Warum kommt ja keiner weiter.


Ich glaube, das ist eine Sache, die nur privat von mitfühlenden Menschen gelindert werden kann ,
die das Kind mögen und ihm den Rücken stärken
ohne sich in blindem Aktionismus in Dinge einzumischen,
die tabu sind.


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