Wenn der Alkohol stärker ist

14.01.2020 01:13
avatar  Stan162
#1
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Die letzte Station
Die Frage, wer es letztendlich schafft, seine Sucht so in den Griff zu kriegen, dass er ein abstinentes Leben zu führen kann und wer es nicht schafft, ist immer wieder rätselhaft. Bei dem einen wo man es glaubt klappt es nicht und der andere, dem man eigentlich das nicht zutraute, der hat's geschafft. Völlige Klarheit gibt es natürlich erst nach dem Ableben, alles andere sind Momentaufnahmen. Vor Kurzem verstarb ein früherer Teilnehmer unserer Selbsthilfegruppe. Sein Tod macht mir klar: weder Intelligenz, die bei ihm schon über dem Durchschnitt einzustufen war, noch sein übergroßes Selbstbewusstsein halfen ihm entscheidend bei seinem Kampf gegen die Sucht . Er war einfach nicht in der Lage, sich selbst richtig einzuschätzen, sich und sein Verhalten realistisch zu reflektieren. Dazu muss man wissen, dass bei dem Betroffenen eine narzisstische Persönlichkeitsstörung vorlag, die es ihm unmöglich macht, sich so sehen, wie er wirklich ist und seine Entscheidungen auf einer solchen Grundlage zu treffen. Dadurch war er nie in der Lage, sich seiner Sucht zu stellen, obwohl er sogar eine Suchttherapie absolvierte. Vermutlich wurde dort seine Persönlichkeitsstörung nicht richtig erkannt, oder behandelt. Ich konnte nur feststellen, dass sein Narzissmus nach einigen Wochen wieder genauso ausgeprägt war wie zuvor. Ob ihm bewusst war, dass mit ihm etwas nicht stimmt (abgesehen von seiner Sucht), ist mir nicht bekannt. Jedenfalls gab es keinerlei Anzeichen dafür und der Narzissmus an sich, hat bei ihm ja auch kein Leidensdruck verursacht. Im Gegenteil, bei einer aktiven Suchtphase beispielsweise, ist es durchaus von Vorteil, wenn man narzisstisch ist. Das Gewissen ist auf Sparflamme, dazu besteht ein hohes Maß an Überzeugungskraft und an Selbstsicherheit, diese Eigenschaften sind in einer solchen Lebensphase äußerst hilfreich. Und haben den Weg in eine Entgiftung auch sehr oft hinausgezögert. Das Tragische in unserem Fall ist, dass er sich ja seit Längerem wegen seiner Sucht in einer Psychiatrie befand und trotzdem ab und zu Wege fand seiner Sucht nachzukommen und sich einen zu genehmigen. Seine zweifellos vorhandene Selbstsicherheit und Durchsetzungskraft und seine ebenfalls zweifellos vorhandene Intelligenz, Abitur und Lehramtstudium, haben in seinem speziellen Fall nicht geholfen, abstinent zu werden. Wie es generell darum steht, welchen Einfluss die beiden Faktoren für das Erreichen einer Abstinenz haben, wenn keine Persönlichkeitsstörung vorliegt, wäre mal sehr interessant herauszufinden. Da gibt es bestimmt Studien. …
Stefan F.

Wem der Sachverhalt der narzisstischen Persönlichkeitsstörung nicht so geläufig ist, für den habe ich hier die Diagnosekriterien des amerikanischen psychiatrischen Klassifikationssystem. Diese sind vollständiger und eindeutiger ist, als die ICD 10 der WHO. Treffen fünf oder mehr Punkte auf eine Person zu, so handelt es sich bei ihm um eine narzisstische Persönlichkeitsstörung.
Narzisstischen Persönlichkeitsstörung nach DSM-5
Im aktuellen Klassifikationssystem der American Psychiatric Association (DSM-5) ist die Störung unter der Kennziffer 301.81 gelistet. Demnach handelt es sich bei der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung um ein tiefgreifendes Muster von Großartigkeit (in Fantasie oder Verhalten), dem Bedürfnis nach Bewunderung und Mangel an Einfühlungsvermögen. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter und die Störung zeigt sich in verschiedenen Situationen.[4]
Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:[4]
1. Hat ein grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit (z. B. übertreibt die eigenen Leistungen und Talente; erwartet, ohne entsprechende Leistungen als überlegen anerkannt zu werden).
2. Ist stark eingenommen von Fantasien grenzenlosen Erfolgs, Macht, Glanz, Schönheit oder idealer Liebe.
3. Glaubt von sich, „besonders“ und einzigartig zu sein und nur von anderen besonderen oder angesehenen Personen (oder Institutionen) verstanden zu werden oder nur mit diesen verkehren zu können.
4. Verlangt nach übermäßiger Bewunderung.
5. Legt ein Anspruchsdenken an den Tag (d. h. übertriebene Erwartungen an eine besonders bevorzugte Behandlung oder automatisches Eingehen auf die eigenen Erwartungen).
6. Ist in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch (d. h. zieht Nutzen aus anderen, um die eigenen Ziele zu erreichen).
7. Zeigt einen Mangel an Empathie: Ist nicht willens, die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu erkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren.
8. Ist häufig neidisch auf andere oder glaubt, andere seien neidisch auf ihn/sie.
9. Zeigt arrogante, überhebliche Verhaltensweisen oder Haltungen.
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14.01.2020 06:05
avatar  Theodor
#2
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Ich finde es müßig, noch darüber zu Rätzeln wer es schafft und wer nicht.
Ich glaube es hängt sehr viel davon ab, wofür man den Alkohol einsetzt und was man für ein Mensch ist.
Die meisten Menschen, die ich an der Sucht versterben sah, mittlerweile zu viele, waren die zarten, die mitfühlendsten, die verletzlichsten Menschen, die man sich vorstellen kann!

Und das mit dem einsetzen des Alkohol, oder jede andere Art der Sucht. Nun, ich kann da immer nur von mir ausgehen, beeinflusst wohl den ganzen Werdegang. Ich behaupte immer, wenn man mich fragt seit wann ich Alkoholiker bin, seit meinem ersten Besäufnis. Seit meinem dreizehnten/vierzehnten Lebensjahr. Seit ich das erste Mal all meine Gedanken und Gefühle abschalten/betäuben konnte. Denn dafür setzte ich den Alkohol ein und nicht weil er mir schmeckte. Wie die meisten konnte ich ein/zwei Jahrzehnte damit gut und `unauffällig` leben. Bis dann irgendein Schicksalsschlag, oder ähnliches kommt und dann auf einmal BÄNG gilt Mann offizielle als ein Alkoholiker. In meinem Fall ein Schwerstalkoholiker denn ich trank zum Schluss drei Flaschen Whiskey oder Weinbrand am Tag. Kein Mensch, (gelogen: Friedel und Antje haben immer an mich geglaubt) gab auch nur einen Pfennig darauf das ich es jemals lernen würde vom Alk loszukommen! Nur um Haaresbreite bin ich dem Tot mehrere male von der Schippe gesprungen nur um dann nix wie aus dem Krankenhaus loszurennen, um mir Nachschub zu besorgen. Auch unzählige Entgiftungen, Therapien, 6 an der Zahl, haben mich nicht vom Alkohol losbringen können. Bis ich mich dann in einem lichten Moment nach dem warum fragte. Das war eine sehr wichtige frage und das sie von mir zu mir viel! Von da an lies es mir keine ruhe mehr und es wurde ein langwieriger weg, bei dem ich langsam ganz zu den Wurzeln meiner Leiden kam um sie endlich auszureißen. Das und meine Gruppe, wo ich meine Gedanken/Gefühle nicht mehr wegsaufen musste sondern aussprechen konnte, brachten mich an den punkt wo ich endlich vom Alkohol loskam!

So war es bei mir, hätte auch genauso anders laufen können. So wie bei dir beschrieben! Außer das mit dem Narzisstischen, wenn er das den war.
Ich mache mir keine Gedanken mehr Warum? Ich bin einfach nur traurig, wenn mal wieder einer am Alkohol und all der Verzweiflung die damit zusammenhängt, stirbt!

Theodor


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14.01.2020 15:40
#3
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Guten Morgen,

ich komme aus einer Familie, in der
Alkoholismus seit Generationen
wie ein Pilzgeflecht um sich gegriffen
und diese Familie ganz ganz böse zerstört hat .


Ich bin die einzige, die nicht trank oder trinkt .
(Möge ich so bleiben !)

Wie ich das geschafft habe ?
Erstens vertrage ich grundsätzlich nichtmal einen Tropfen von irgendwas,
das hat sehr geholfen.

Es wäre zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre :
Ich habe mir dann mehrere andere Ersatz-Süchte
( welche, die scheint so nichts kosten ...Irrtum, irgendwann ist immer Zahltag.)
an Land gezogen.
Und mit suchtkranken Partnern
in Co-Abhängigkeit gelebt ...

irgendwann hab ich kapiert ,
dass ich das so nicht will,
weil ich daran körperlich-geistig-seelisch kaputt geh und es für niemand gut ist,
ich als aktiver Süchtling nicht hilfreich sein kann.

Da war ich ganz unten und hab symbolisch im Dunkeln im Dreck gelegen und an mir gelitten wie nix.
ich wusste aber, irgendwo ist die die Kerze
und wenn ich die greifen kann und das Licht ,
dann finde ich auch die Leiter wieder nach oben.

( Ich mag die 12 Schritte )

Hab
meine eigenen Baustellen angegangen
und lebe seitdem allein

(bis ich am Sankt Nimmerleinstag auch noch die Co-Abhängigkeit ablegen lerne…)




Als sich die Gelegenheit zu einer Arbeit in diesem Bereich bot,
glaubte ich,
dort lerne ich das zusätzlich alles wenigstens verstehen

und hab zwei harte Jahre in der Psychiatrie auf Station gearbeitet .

Ich glaub, es gibt nicht wirklich viel allgemein zu verstehen, denn jedes Wesen ist anders .

Ich stimme Theodor zu
, dass Alkoholiker
- in den meisten Fällen und wenn sie nüchtern sind ! -
sanfte, empfindsame , liebenswürdige und liebenswerte Menschen sind .

Mein Pa war auch so,
der Alkohol hat Jekyyll und Dr Hyyde aus ihm gemacht.

Dort ,

an diesem wirklich üblen Ort ,

hab ich mehr "echte" Menschen ohne Masken kennengelernt, als im sogenannten normalen Leben.
Nicht nur Alkoholiker:
Suchtkrank kann nur ein Fühlender werden.
Und deshalb sind die besten Therapeuten die, die sich selbst aus sowas befreit haben und wissen.


Ich persönlich denke,
wenn all diese vielen süchtigen Menschen in der Psych sitzend,
von ihrer Selbstzerstörung runterkommen könnten
und mit dem wirklichen Potential in die Welt gingen,

und das täten, was sie sonst noch gut können , egal ob es Schuhe flicken oder Garten machen o.ä. -

diese Menschen sind ein Gewinn
und mit hren Fähigkeiten wäre die Welt sowas von bereichert und besser !

Ich weine um die verlorenen Möglichkeiten und bin stolz wie Oskar , wenn es wieder einer schafft , von sowas wegzukommen -
als wäre es mein Verdienst ;)

In der Psychologie / Medizin gibt es einen Begriff, der heisst V u l ne r a b i l i t ä t und ist mit Verletzlichkeit übersetzbar.

Spektrum der Wissenschaft schreibt das im Lexikon so - Zitat Abgerufen am 14.1.2020 um 15.42:

---spektrum.de/lexikon/psychologie/vulnerabilitaet/16544----

Vulnerabilität,
genetisch oder/und biographisch erworbene Verletzlichkeit
..... Vulnerabilitätssymptomen ....
psychosomatische Symptome,
Depressionen,
Selbstschädigungstendenzen,
Süchte,
aber auch Bravheit und Selbstmitleid. ....
faktoren sind unsichere soziale Netzwerke,
fehlende Entlastungsmöglichkeiten,
negative Selbstkonzepte,
best. Attributionsstile,
"zeitextendierte multifaktorielle Be- und Überlastung"
und die Akkumulation ("Zusammenspiele", Anm. Marthe)
solcher Vulnerabilitätsfaktoren in Negativkarrieren.
Erhöht wird die Vulnerabilität auch durch sozialökologisch oder entwicklungspsychologisch bedingte Diskontinuitäten/Übergänge (z.B. Berufswechsel, Adoleszenzphase) bis hin zu kritischen Lebensereignissen (z.B. Krankheit, Scheidung, Arbeitslosigkeit), aber auch durch daily hassles. ...
- Zitat Ende.


Dazu kommt :

Es wurden freiwillige Langzeituntersuchungen mit Menschen und ihren Familien gemacht,
die den Holocaust unter den allerschlimmsten Bedingungen überlebt haben.
Die Untersuchenden haben festgestellt,
dass die Erinnerungen an diese Erlebnisse in den Genen gespeichert und an die nächste Generation weitergegeben werden und weitergegeben werden und weitergegeben werden...und dass die Kinder später – ohne dass sie wissen, weshalb – dann von irgendeiner psychischen Krankheit / Sucht angeflogen werden...

Und so wird vieles von Eltern an Kinder weitergegeben, ohne dass das Kind das weiss und was dagegen tun kann.

Das nicht als Ausrede , sondern als Erklärungsversuch.

Zitat von Stan162 im Beitrag #1
weder Intelligenz, die bei ihm schon über dem Durchschnitt einzustufen war, noch sein übergroßes Selbstbewusstsein halfen ihm entscheidend bei seinem Kampf gegen die Sucht .




Der Sucht ist Dein IQ oder deine Bevölkerungsschicht doch völlig schnuppe.

Sobald die Gelegenheit da ist,
schlägt eine innerliche Suchtbereitschaft zu
und schafft schlechte, selbstzerstörerische Gewohnheiten.

Vielleicht noch doller.
je höher der IQ, desto komplexer kann das Mensch über Situationen und Zusammenhänge nachdenken ,
Verbindungen zwischen scheinbar voneinander unabhängigen schlimmen Fakten schaffen
und schliesslich eine Situation in solcher Schwärze und Hoffnungslosigkeit sehen,

dass der Suchtkranke weitermacht.

Ein Gehirn, je höher der IQ ist,
desto störanfälliger ,
desto anfälliger wird es für sogenannte psychische Erkrankungen.



Zitat von Theodor im Beitrag #2
Dazu muss man wissen, dass bei dem Betroffenen eine narzisstische Persönlichkeitsstörung vorlag, die es ihm unmöglich macht, sich so sehen, wie er wirklich ist und seine Entscheidungen auf einer solchen Grundlage zu treffen. Dadurch war er nie in der Lage, sich seiner Sucht zu stellen, obwohl er sogar eine Suchttherapie absolvierte. Vermutlich wurde dort seine Persönlichkeitsstörung nicht richtig erkannt, oder behandelt.

Leute von Aussen, die einen Narzissten kennenlernen, sehen nur ein unglaubliches Charisma.
Und dieses unglaubliche Charisma wirkt auf fast alle Menschen toll und glänzend.
Jeder will davon beleuchtet werden ,wenn es auch nur ein kleiner Lichtstrahl ist.
Perfektion wird so hochgejubelt und
das wird von Aussenstehenden gutgeheissen, bewundert und immer wieder bestätigt ,
das ist ein echter Teufelskreis für alle
und grundsätzlich ist so ein Umfeld toxisch für den Narzissten, der sich eigentlich heilen will.


Liebe Grüße !


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15.01.2020 22:42
avatar  Texi ( Gast )
#4
Te
Texi ( Gast )

Guten Abend,

Heute Nachmittag war ich auf unserem kleinen Dorffriedhof um meine verstorbenen Freunde zu besuchen, wieder ist einer dazugekommen. In Gedanken führe ich Gespräche mit ihnen. Oft finde ich Antworten auf Fragen, die mich bewegen.
Warum ist der Alkohol manchmal stärker? Alkoholismus ist eine Krankheit, die durch alle Bevölkerungsgruppen geht, die verschiedensten Persönlichkeiten betrifft. Es kann jeden treffen. Wie bei manchen anderen Krankheiten spielen so viele Einflüsse eine Rolle, dass nur ansatzweise ein Muster zu erkennen ist. Die Forschung steht da erst ganz am Anfang. Das ist meine Meinung.
Was für mich entscheidend war ein abstinentes Leben zu führen, kann ich nicht sagen. Es gab Zeiten in meinem Leben, wo ich ganz unten und am Ende war und doch nicht aufhören konnte. Ich hatte es aufgegeben, Abstinenz schien mir unerreichbar und auf einmal ging es. Dann wurde ich schwer krank, kämpfte um ein lebenswertes Leben, erkannte wie stark ich wirklich bin. Heute fühle ich mich wie ein anderer Mensch. Es sollte halt sein, dass ich erst in reiferem Alter bei mir angekommen bin. Eine Zeitlang dacht ich, die vielen Jahre im Suchtgefängnis, in Krankenhäusern, Psychiatrie und Reha wären verlorene Zeit, das sehe ich nicht mehr so, alles hat seinen Sinn.


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21.01.2020 04:33
avatar  Theodor
#5
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Zitat von Stan162 im Beitrag #1
Die Frage, wer es letztendlich schafft, seine Sucht so in den Griff zu kriegen, dass er ein abstinentes Leben zu führen kann und wer es nicht schafft, ist immer wieder rätselhaft. Bei dem einen wo man es glaubt klappt es nicht und der andere, dem man eigentlich das nicht zutraute, der hat's geschafft.

…ich habe noch mal lange darüber nachgedacht und bin zu der Erkenntnis gekommen das es eine reine Glückssache ist! Der eine hat Glück, der andere nicht.
Bei mir war es so das ich immer Glück hatte, auch wenn mir das damals gar nicht bewusst war.
Ich hatte Glück das ich, trotz allem, immer weich gelandet bin. Es war reine Glückssache das ich mehrere Alkoholvergiftungen überlebt habe. Ich hatte Glück, das ich meine zwei Selbstmordversuche überstanden hatte.
Es war eine reine Glücksache das ich mein Delir überlebte und den Autounfall? Keiner der das wrack gesehen hatte, hätte damit gerechnet das da jemand wieder lebendig rauskam! Es war Glück im Unglück, das ich meinen Schlaganfall ohne größere Folgeerscheinungen überstanden habe.

Immer wieder stehen diese Worte vor meinen Augen „Glück gehabt“

Ich hatte das Glück das ich meine Gruppe (CMA Gruppe Erbach) fand, mit der ich endlich trocken wurde. Und auch heute, nach meinem Umzug an die Nordsee, fand ich eine sehr gute neue Gruppe.
Sehr viele, zu viele, Menschen hab ich in den letzten Jahren am Suff sterben sehn, sie hatten das Glück leider nicht!

Theodor


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24.01.2020 02:19
avatar  ( Gast )
#6
Gast
( Gast )

Hallo Theo, oh ja das Glück. Ich glaube zwar nicht das es reine Glückssache ist, aber zu einem erheblichen Prozentsatz ist das Glück das Zünglein an der Waage. ich habe darüber sehr oft nachgedacht und genau dieser Faktor Glück ist in meinem Leben so oft bestimmend gewesen.
Ich hatte Glück, als ich mir unabsichtlich eine Überdosis spritzte und das dank glücklicherweise schnell eintreffendem Krankenwagen überlebte. Ich hatte auch Glück, dass ich trotz wissentlich hohem Risiko kein HIV bekam. Ich hatte Glück, dass der Richter mich damals die Therapie machen ließ. Es war auch viel Glück im Spiel, dass ich nicht schon in jungen Jahren bei einigen Straftaten mit geringem Strafmaß davon kam, oder erst gar nicht erwischt wurde.
Mein leben hatte viele Momente, wo der eine Weg hätte ganz tief in den Abgrund führen können. Nicht das der andere Weg von Rosen gesäumt gewesen wäre, ich habe Haftzeiten und Obdachlosigkeit hinter mir, doch dieser andere Weg führte mich dann weiter aufwärts zum nächsten Moment, wo es dann wieder hätte in den Abgrund gehen können. Aber eben auch weiter nach oben zur nächsten Gabelung usw., bis ich da ankam, wo ich heute stehe, wo hin und wieder auch eine Abzweigung nach unten führen könnte.
Auf einen Punkt gebracht: Ich hatte viel viel Glück im Timing, dass heißt ich zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, die richtigen Leute antraf. Aber ich glaube das ist keine "reine" Glückssache. Es sind Verkettungen von Situationen in denen wir bewusst oder unterbewusst Entscheidungen fällen, die je nach Fähigkeit sich und seine Situation richtig einzuschätzen eben günstiger oder ungünstiger für uns sind. auch Entscheidungen scheinbar "aus dem Bauch", sind durch unsere Lebenserfahrungen unterbewusst beeinflusst. Natürlich spielt oft auch der reine Zufall eine Rolle, z.B. "Findet mich jemand bei der Überdosis oder dem Suizidversuch oder kommt ausgerechnet dann zufällig mal niemand - und man stirbt."
Vielleicht ist es das "Glück des Tüchtigen..."
Stefan F


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