Alkoholkrankheit eines Angehörigen

11.05.2021 13:35
avatar  xNanni
#1
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Hallo,

Ich habe nun schon viel Recherche betrieben, immer wieder kam die Empfehlung, Kontakt zu anderen Betroffenen zu suchen und sich dort Ratschläge einzuholen. Daher bin ich nun hier. Meine Situation ist folgende:

Ich bin 22 Jahre alt und wohne mit 2 Mitbewohnern (23 & 24) in einer WG. Wir sind sehr enge Freunde, also keine Zweck-WG. Meine Mitbewohnerin hat sich letztes Jahr als Transfrau geoutet, kurze Zeit später hat sie sich von ihrer Frau getrennt und Ende letzten Jahres sind wir dann zu dritt zusammengezogen. Verständlicherweise ging es ihr im letzten Jahr nicht besonders gut, wir haben versucht, so viel wie möglich (auch vor dem Zusammenzug) für sie da zu sein, ihr ein offenes Ohr und eine Schulter zum stützen und ausweinen zu bieten und manchmal einfach nur, indem wir etwas unternommen haben, um sie von ihren Alltagssorgen abzulenken. Dennoch hat sie mit starken Depressionen zu kämpfen und hat uns Ende letzten Jahres einen Selbstmordversuch einen Monat vorher gebeichtet. Dass es ihr so schlecht ging, hat zu dem geführt, weswegen ich eigentlich hier bin:

Seit wir zusammen wohnen, sehe ich nun immer wieder auch das weitere Ausmaß der Dinge. Sie trinkt sehr viel. Ich wusste davon vorher nicht wirklich was, da ich sie nicht jeden Tag gesehen habe o.ä.. Wie schlimm es ist, habe ich erst mitbekommen, als sie sich ein paar Tage fast nur in ihr Zimmer zurückzog. Und dann hörte ich, wie sie sich übergab. Ich bin natürlich nachsehen gegangen, habe ihr die Haare gehalten und mich gefragt, wie es mir entgehen konnte, dass sie so viel getrunken hatte. Ich habe es da auch leider noch auf die leichte Schulter genommen. Alleine trinken - ein sehr schlechtes Zeichen - aber naja jeder macht mal Fehler, aus denen man ja lernt und es ist ja nur dieses eine Mal passiert, usw.
Leider blieb es nicht bei diesem einen Mal. Seitdem hat sie gute und schlechte Phasen durchgemacht, teils tagelang getrunken (was ich meistens festgestellt habe, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam), dann wieder ein paar Tage nicht. Immer wieder habe ich auch unter der Woche die halbe Nacht bei ihr gesessen, ihr die Haare gehalten, den Rücken gestreichelt, mit ihr geredet (so gut es in ihrem Zustand ging) und versucht sie zu beruhigen, ihr zu zeigen, dass ich für sie da bin (unser Mitbewohner genauso). Immer wieder haben wir mit ihr, wenn sie nüchtern war, darüber geredet. Ich selbst habe auch eine Zeit lang deutlich zu viel getrunken (mittlerweile nicht mehr) und ihr erklärt, wie sich das für mich angefühlt hat und wie der Alkohol eigentlich nur alles schlimmer gemacht hat. Und sie hat uns jedes Mal zugestimmt, gesagt, sie sieht das Problem, sich entschuldigt, gesagt, sie arbeitet daran / hört auf.
Und eine Woche später wieder dasselbe Spiel.

Ich weiß nicht, was ich nun am besten machen sollte. Nur reden und für sie da zu sein, scheint nicht auszureichen. Ich möchte sie auch zu nichts drängen, unter anderem auch aus Angst, sie könnte sich vor uns dann womöglich verschließen (Vorschläge wie eine Therapie haben wir ihr natürlich schon öfter gemacht, gerade auch wegen den Depressionen und den Suizidgedanken, die aber laut ihrer Aussage besser geworden sind, bzw. als es ihr einmal noch so schlecht ging kam sie zum Glück zu mir und hat es mir erzählt, sodass ich für sie da sein konnte an diesem Tag und sie nicht irgendwas tun konnte, was nicht mehr rückgängig zu machen gewesen wäre). Wir haben ihr auch angeboten, mit ihr zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen, darüber hat sie sich auch gefreut, aber es blieb bei einem "ja, da können wir ja mal schauen..." - geschaut haben ich und mein Mitbewohner, wirklich hingehen wollte sie doch nicht.

Erstmal danke an diejenigen, die sich diesen viel zu langen und trtzdm um alles zu fassen noch viel zu kurzen Text angetan haben!
Gibt es hier im Forum vielleicht auch Angehörige von Suchtkranken oder welche, die es aus ihrer Sucht herausgeschafft haben, und mir Ratschläge geben könnten, was ich in dieser Situation noch machen könnte / auf gar keinen Fall tun sollte? Vielleicht wisst ihr, was euch/euren Angehörigen geholfen hat?


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12.05.2021 08:06
avatar  Theodor
#2
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Hallo xNanni,

Zitat von xNanni im Beitrag #1
Ich habe nun schon viel Recherche betrieben, immer wieder kam die Empfehlung, Kontakt zu anderen Betroffenen zu suchen und sich dort Ratschläge einzuholen.



ich finde es gut, dass Du Deiner Freundin helfen willst und es ja auch schon tust, weil Du nicht einfach wegsiehst und Dir Gedanken machst! Die Hilfe, die Du ihr angeboten hast, eine Gruppe zusammen zu Besuchen und für Sie da zu sein ist nach meiner Meinung aber auch schon alles was Du machen kannst. Was sie daraus macht ist nun mal allein ihre Sache.
Lese dir doch mal durch was unter dem Punkt Angehörige steht, ich bin überzeugt das du dort alle Fragen wiederfindest und vielleicht auch antworten.

Und wenn sie nicht, oder noch nicht in eine Gruppe gehen will oder kann? dann geh du doch einfach mal, Du wirst in jeder Gruppe willkommen sein, auch in einer Gruppe in der betroffene sitzen, oder direkt in eine Angehörigen Gruppe. In meiner Gruppe waren schon oft Angehörige die einfach mal vorbeikamen, um sich mal zu informieren. Gerne haben wir ihre alle ihre Fragen beantwortet!

Hoffe es Hilft Dir?
Grüße Theodor

Theodor


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12.05.2021 09:33
avatar  xNanni
#3
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Hallo Theodor,

Vielen Dank für deine Antwort. Ich denke, ich werde dann mal bei der Gruppe bei uns im Ort nachfragen, ob ich mal vorbeikommen kann. Ich werde das ja nicht heimlich machen, sondern ihr auch sagen, vielleicht fühlt sie sich dann auch sicherer, mal mitzugehen, wenn sie soweit ist :) Das ist eine gute Idee. Danke!

LG
xNanni


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